Es war nicht zu verkennen, dass Leichtigkeit angestrebt wird. Das zeigte sich schon zu Beginn in den Inputs, die von Jean-Pierre Zürcher, Gerhard Stamm, Irene Gehrig, Annemarie Loosli und Marion Graf geleistet wurden. Es ging um das Gelöste, Flexible, das Federleichte, sei es in der Didaktik, in Bildung und Erziehung oder in der Sprache. Wird das Ernsthafte verkannt?
«Schwerkraft, komm tanz mit mir!»
Ludwig Hasler formulierte es in seinem Vortrag so: Bildung soll zur Mündigkeit beitragen. Schliesslich sind wir alle ungefragt in die Welt gesetzt worden und der angeborenen Schwerkraft ausgesetzt. «Schwerkraft, komm tanz mit mir!» (Pipilotti Rist): Es ist nach Hasler eine Lebenskunst, was man mache, zu seiner Sache zu machen. Will heissen: Statt über Beschwernis zu klagen, das Glück der Aufgabe zu begreifen. Das könnte man als Reframing betrachten. Hasler evozierte Sisiphus, den er als Sinnbild der menschlichen Vergeblichkeit bezeichnete. «Wir sollten dieses Bild umkehren und uns Sisiphus als glücklichen Menschen vorstellen», so Hasler. Das sei nicht göttlich, wohl aber eine Eigenleistung. Und als Quintessenz: Ernsthaftigkeit, richtig verstanden, kann leicht sein.
«Ich-Besoffenheit»
Ernsthaftigkeit ist laut Hasler zuerst, eine Sache ernst zu nehmen, bevor man sich selber ernst nehme. Er zitierte in diesem Zusammenhang die seines Erachtens momentan grassierende «Ich-Besoffenheit». Dem stellte der Referent das Postulat entgegen, es brauche die Leidenschaft für das andere. Auf das Geigenspiel bezogen: «Ich muss mich den Gesetzmässigkeiten unterwerfen, um frei aufspielen zu können. Dann werden Ernsthaftigkeit und Leichtigkeit deckungsgleich.» Und mit einem anderen Bild ausgedrückt: «Es braucht wie beim Fliegen den Luftwiderstand.»
Hasler warnte in Bezug auf die Lehrerbildung vor drei Entwicklungen. Er wies – erstens – auf die Professionalisierungsfalle hin. Damit sprach er sich gegen die Spezialisierungskompetenzen aus, gegen das Spartendenken. «Man muss einem Menschen seine Bildung ansehen, er muss eine persönliche Affäre mit seiner Materie eingehen.» Zweitens griff Hasler die Formalisierungsfalle auf. Das Formalistische, das zu starre Prozedere sei tödlich. Man könne sich auch zu seriös vorbereiten. Leichtigkeit komme aus der Offenheit. Schliesslich sprach der Philosoph einer Revitalisierung der Institution Pädagogische Hochschule das Wort. Er prägte den Begriff Trägheitsfalle. Die Pädagogischen Hochschulen seien die Kathedralen des 21. Jahrhunderts.
Vertiefung des Themas
Im weiteren Verlauf der PHSH-Tage wurde die Diskussion um die «Bildung zwischen Ernsthaftigkeit und Leichtigkeit» in verschiedenen Untergruppen und Bereichen fortgeführt. Welche Ausprägungen hat das Thema in der Lehre oder in der berufspraktischen Ausbildung? Welche Feststellungen lassen sich beim Qualitätsmanagement und im Umgang mit Schriftlichkeit formulieren?
Im abschliessenden Kulturprogramm lag das Hauptaugenmerk dann auf der Leichtigkeit. Eine Gruppe von Teilnehmenden begab sich im Seilpark am Rheinfall in luftige Höhen. Für die andere Gruppe war eine Wanderung in die Dachsener Badi geplant, die sommerlichen Temperaturen luden aber dazu ein, das Ziel schwimmend zu erreichen. Anschliessend ging es mit dem Schiff zurück zum Rheinfall.
Verabschiedung und Ehrungen
Den Ausklang bildete ein Nachtessen in der Taverne «Nohlbuck». Dabei wurde Jasmina Hugi von Prorektorin Lizzi Wirz verabschiedet. In einfühlsamen Worten dankte sie der scheidenden Dozentin für ihr nimmermüdes und anregendes Wirken an der PHSH. Ebenfalls von Lizzi Wirz durfte Irene Gehrig die besten Wünsche für ihren runden Geburtstag in diesem Jahr entgegennehmen. Rektor Thomas Meinen gratulierte Geri Stamm in humorvoller Weise für dessen 25-jährige Tätigkeit im Dienst des Kantons Schaffhausen. Ebenfalls von Thomas Meinen geehrt wurde Maria Tarnutzer; sie feiert dieses Jahr ihr 15-jähriges Jubiläum als Dozentin der PHSH.