«Ich bin gerührt und bewegt», sagt Jürg Schneckenburger. «Das ist eine grosse Wertschätzung meiner Arbeit.» Mit dieser Gewissheit könne er getrost weitermachen. «Und auch die nächste Produktion, so habe ich meinen Mitstreitern gesagt, als ich vom Preis erfuhr, ist gesichert, Corona hin oder her.» Der nach der Georg Fischer AG benannte Georg Fischer Kulturpreis der Stadt Schaffhausen gilt als der wichtigste Kulturpreis der Stadt.
«Mit dem Preis spricht der Stiftungsrat Jürg Schneckenburger seine Anerkennung aus für dessen herausragendes Engagement, mit dem er in den vergangenen Jahrzehnten unzählige, insbesondere junge Schaffhauserinnen und Schaffhauser, für das Theater begeistern konnte», heisst es.
27 «momoll»-Produktionen
Schneckenburger (59), ist seit vielen Jahren als freischaffender Regisseur, Dramaturg und Theaterpädagoge tätig und hat in der ganzen Schweiz über 90 Inszenierungen mit Berufs-, Amateur- und Jugend- und Figurentheaterensembles realisiert. Allein 27 Inszenierungen beim «jugendclub momoll theater» tragen seine Handschrift. Dazu führte er fünf Mal Regie beim Schaffhauser Sommertheater: 1992 war es «Das Theater ist Afrika» von F. K. Wächter; 1996 «Der Drache» von Jewgenij Schwarz (Co-Regie); 2004 «Romeo und Julia auf dem Dorfe» nach G. Keller; 2011 «Titanic» von Ueli Blum und 2017 «Farm der Tiere.» Er inszenierte unter anderem am Landschaftstheater Ballenberg, am Stadttheater Bern, dem Theater Kanton Zürich oder beim Figurentheater Hand im Glück. Seit 1994 hat er jährlich eine Produktion beim «momoll» erarbeitet, dazu begleitet er die Kinderliederband Silberbüx bei der Inszenierung ihrer Bühnenprogramme.
«Den Entscheid, Schneckenburger auszuzeichnen, fasste der Stiftungsrat einstimmig», sagt Jens Lampater, Kulturbeauftragter der Stadt Schaffhausen. Und lobt die Verdienste des vielseitigen Theatermannes – vor allem im Bereich Jugendtheater und Vermittlung: «Es gibt kaum eine Persönlichkeit in der Region und in der Schweiz, die hier so prägend ist wie er», betont Lampater. So habe er über die Jahre hinweg einen fruchtbaren Boden für den Theaternachwuchs geschaffen.
Junge Leute motivieren
«Ja, ich will Leidenschaft fürs Theater weitergeben und freue mich, dass mir das offensichtlich gelungen ist», sagt Schneckenburger. Er schafft es immer wieder, junge Leute, die bei ihm mit dem Theatervirus infiziert wurden, später auch zum Stückeschreiben zu motivieren, sich weiterzuentwickeln und sie eine Zeit lang zu begleiten. «Insofern bestätigt mir die öffentliche Anerkennung auch die Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns», meint Schneckenburger, der zuletzt mit dem jugendclub momoll «Addio Palermo» inszenierte. Die nächste Produktion, die in Vorbereitung ist, trägt den Titel «Übersee».
Kontinuierliche Arbeit
Seine Art, Theater zu vermitteln, sei für die jungen Leute eine Art Persönlichkeits- und Lebensschulung, meint Lampater. Wichtig sei dabei, das Interagieren mit anderen zu lernen – egal, ob dann jemand eine Schauspielerlaufbahn einschlage oder nicht. Die Schaffhauser Theaterlandschaft wäre um vieles ärmer, gäbe es Schneckenburgers kontinuierliche Arbeit nicht.
Jürg Schneckenburger (*1961) absolvierte von 1983 bis 1985 das Lehrerseminar in Schaffhausen, unterrichtete an verschiedenen Stufen der Volksschule und studierte von 1989 bis 1992 Theaterpädagogik an der Schauspiel-Akademie Zürich. Seit 2003 ist er Dozent für Theaterpädagogik, Auftrittskompetenz und Projektarbeiten an der PHSH, wo er seit 2015 auch Studierende als Mentor in ihrer berufspraktischen Ausbildung begleitet.
Die Preisverleihung ist öffentlich und findet am Montag, 16. November, 19.00 Uhr, im Kulturzentrum Kammgarn in Schaffhausen statt.