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Das Spiel aus der Sicht von Kindern

Kinder haben ganz eigene Ansichten davon, was für sie Spiel ist. Justine Howard hat sie befragt. Die Professorin von der Swansea University war am 30. Oktober zu Gast an der PHSH. Sie berichtete in erfrischender Art von ihren Forschungsergebnissen.

«Die Behörden hören den Lehrpersonen nicht zu, aber sagen ihnen, was sie tun sollen»: Die Waliserin brachte auf den Punkt, woran es hapert. Diejenigen, die das Knowhow und die Erfahrung im täglichen Umgang mit Kindern haben, können nur beschränkt mitreden. Zentral im Alltag von 4- bis 8-jährigen Kindern: das Spiel. 

Howard zeigte in ihrem Referat auf, dass die Forschung in diesem Bereich ihre methodischen Tücken hat. Wie können Kinder überhaupt dazu befragt werden, was für sie Spiel ist und was genau sie dabei fühlen? Mit Kindern über Spiel zu sprechen, ist nahezu unmöglich, weil sie mit den sie Befragenden lieber spielen als über ihr Tun zu reden. Wie also vorgehen?

Mit Fotos gearbeitet

Die Professorin aus Wales verlegte sich darauf, den Kindern Fotos vorzulegen. Die Kinder wurden dazu aufgefordert, die Bilder nach dem Kriterium «spielerisch» bzw. «nicht spielerisch» zu sortieren. Jedes Foto lag in zweifacher Ausführung vor, einmal mit einem bestimmten Charakteristikum, einmal ohne. Bis auf diesen Unterschied waren die Fotos mehr oder weniger identisch. Beispielsweise war auf dem einen Foto eine erwachsene Person dabei, auf dem assoziierten Bild nicht. Einmal war das Kind fröhlich, einmal nicht. Einmal fand das Spiel am Tisch statt, einmal nicht.

Das Resultat der Untersuchungen: Kinder empfinden eine Aktivität dann als spielerisch, wenn sie aus einem Angebot auswählen und entscheiden können, wo, wann, mit wem oder wie lange sie dieser Tätigkeit nachgehen. Sind Erwachsene auf dem Bild, empfinden die Kinder die Situation in der Regel nicht als spielerisch. Auch Tätigkeiten am Tisch sind für Kinder tendenziell nicht spielerisch.

Verhandlungsgeschick ist wichtig

Howard betonte, dass Lehrpersonen sehr wohl steuern könnten, inwieweit Kinder die Unterrichtsgestaltung bzw. die Präsenz der Lehrperson generell als spielförderlich betrachteten. Dazu, so die Referentin, sei ein Modus der Verhandlungsbereitschaft nötig, welcher den Kindern den Eindruck vermittle, sie seien an der Steuerung der Aktivitäten mitbeteiligt. Dass dieser Modus die Souveränität der Lehrperson voraussetzt, ist klar. Dass sich die Lehrperson hie und da auch Vorbehalten von Eltern oder Behörden ausgesetzt sehen wird, ebenso.

Der «Lohn» sind Kinder, welche widerstandsfähiger, emotional stabiler, kompetenter, auch leistungsfähiger werden. Dies konnte Justine Howard mit ihren Forschungssettings zeigen. Kinder lassen sich in einem für sie spielerischen Setting weniger ablenken, sind ausdauernder, stärker in die Sache vertieft und zeigen Anzeichen des Sich-Wohlfühlens. Das ist mehr als beachtlich.

Nächstes Referat am 29. November

Die zahlreich erschienenen Zuhörerinnen (und einzelnen Zuhörer) verdankten die Ausführungen Howards mit einem lang anhaltenden Applaus. Die Veranstaltung wurde von Forschungsleiter Markus Kübler moderiert. Vorbereitet wurde sie zusätzlich von Sandra Di Sario und Cornelia Rüdisüli. Für Übersetzungshilfen konnte Andrew Kendrick gewonnen werden. Das dritte Referat des Zyklus «Spielbasierte Lernumgebungen» findet am 29. November statt und wird von Timo Reuter gehalten.

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